Allergologie

Fachspezifische Informationen

Was versteht man unter Allergie im klassischen Sinne?

Klassischer Weise ist mit „Allergie“ eine IgE-abhängige Typ 1 Allergie (vgl. Allergietypen nach Coombs und Gell) gemeint. Dabei kommt es beim Kontakt mit einem an sich harmlosen Eindringling zu einer Abwehrreaktion des Immunsystems.

Die Reaktion von IgE, das an den Mastzellen gebunden ist, und dem Allergen führt zur Ausschüttung von verschiedenen Entzündungsmediatoren wie Histamin und der klassischen Allergiesymptomatik. PatientInnen leiden unter Rhinitis („Heuschnupfen“), Konjunktivitis, Pruritus oder Asthma. Im schlimmsten Fall kommt es zu systemischen Reaktionen, resultierend in einem anaphylaktischen Schock.

Allergien treten oftmals schon im Kindesalter auf und können sich im Laufe der Jahre verändern. Oft kommt es zum „Etagenwechsel“, der Verschlimmerung einer Allergie z.B. von der Rhinitis zum Asthma. Rechtzeitige Therapien können einen Etagenwechsel oftmals verhindern.

Pathomechanismen bei der Typ1 Allergie

Dringt ein Allergen in den Körper, wird es an der Eintrittsstelle von lokalen Antigenpräsentierenden Zellen (APC) aufgenommen, die in Haut, Schleimhaut, Respirationstrakt oder der gastrointestinalen Mukosa zu finden sind.

APCs migrieren zum nächsten Lymphknoten. In den APCs werden die aufgenommenen Allergene in Peptide gespalten und naiven CD4+ T-Zellen präsentiert. Wird ein solches Peptid von einer CD4+ Zelle erkannt, differenziert sie unter Einfluss von IL4 zur Th2-Zelle. Th2 Zellen produzieren Zytokine wie IL4, 5, 9, und IL13.

B-Zellen, die ebenfalls die entsprechenden Peptide erkennen, switchen die Antikörperklasse und produzieren dann IgE-Antikörper. In weiterer Folge binden freigesetzte IgE-Antikörper mit ihrem langen Fc-Teil an die Zellmembran (Fc-Rezeptor) von Mastzellen, zu denen eine hohe Bindungsaffinität besteht.

Bei Erstkontakt mit dem Allergen spricht man von „Sensibilisierung“. Mastzellen werden initial mit IgE-Antikörpern beladen. (vgl. Abb. 1). Kommt es zu erneutem Allergenkontakt, werden vermehrt IgE-Antikörper an die Zellmembran von Mastzellen gebunden. Es kommt zur Quervernetzung mit der Folge von Aktivierungssignalen, die zur Degranulation der Mastzelle führt. Explosionsartig werden Mediatoren wie Histamin, Tryptase, Chymase und Proteoglycane, freigesetzt, die wiederum zur typischen Allergiesymptomatik wie Jucken, Heuschnupfen und im schlimmsten Fall zur Anaphylaxie führen.

Neben dieser Sofortreaktion führt IL 5 zur Vermehrung und Aktivierung von Eosinophilen Granulozyten.

Durch kontinuierliche Exposition mit dem Allergen kommt es zu einer persistierenden Entzündung, Symptome können chronisch werden, andere Entzündungen wie saisonale virale Infekte werden begünstigt.

Welche Allergene führen zur Typ1 Allergie?

Die häufigsten Allergene, die eine Typ 1 Allergie und damit allergische Rhinitis, Konjunktivitis, Hautjucken und Asthma auslösen, sind Gräserpollen, Baumpollen, Hausstaubmilben, Schimmelpilze, Tierhaare und viele mehr. Auch chemische Substanzen wie Latexpartikel oder Medikamente können zu einer Typ1 Allergie führen.

Symptome

Die Symptome einer klassischen Typ1-Allergie reichen von Rhinokonjunktivitis („Heuschnupfen“ mit juckenden Augen), Niesen, Rhinorrhoe, verstopfter Nase bis zur Asthmasymptomatik. Zusätzlich kommt es häufig zu einer verringerten Leistungsfähigkeit, Schlafstörungen und genereller Beeinträchtigung der Lebensqualität.

Oft kommt es zum „Etagenwechsel“, wobei sich ein bestehender Heuschnupfen in die Bronchien verlagern und zu persistierendem allergischen Asthma führen kann.

Der schlimmste Fall einer Typ1 Allergie ist die systemische Reaktion, die zu einem anaphylaktischen Schock führen kann.

Anaphylaktische Reaktionen sind ein absoluter Notfall. Bei Verdacht (systemische Urtrikaria, Quaddeln, Schwellungen, systemischer Pruritus/Jucken) unbedingt ärztliche Hilfe (Notarzt, Krankenhaus) holen. Bei bekannter Allergie ist oftmals Adrenalin (Epipen) vor Ort und kann direkt verabreicht werden.

Eine Immuntherapie kann die Symptome einer Typ 1 Allergie nachhaltig verbessern und bei Kindern den Etagenwechsel hin zu allergischem Asthma verhindern.

Quellenangaben:

Umut C. et al: Mechanisms of allergen-specific immunotherapy and allergen tolerance;
Allergology International 2020